Huānyíng nín lái Taiwan

Ein Kuss für das Schwein-Maskotten im Buddha Museum

Huānyíng nín lái Taiwan

„Du brauchst nicht immer einen Plan. Manchmal musst du nur atmen, loslassen und schauen, was passiert… und wo du landest!“ So in etwa beginnt unsere Taiwan Story…

Taiwan gilt für viele als das „bessere China“. Ursprünglich stand dieses Land nicht auf unserer Reiseroute durch Asien, viel zu wenig wussten wir über „the heart of Asia“. Nach mehreren ausdrücklichen Empfehlungen für diese kleine Insel waren wir überzeugt: es würde sich lohnen, die Reiseroute spontan abzuändern und in Taiwan auf Entdeckungstour zu gehen. Folgende Faktoren klangen äußerst verlockend für uns:

  • Grüne Natur, hohe Berge und idyllische Wanderwege
  • Kühleres Klima & frische Luft
  • Vielfältige Landschaft
  • Paradies für Fahrradfahrer
  • Bestes öffentlich frei verfügbares Wifi

Zudem würden wir im Zeitraum unseres Aufenthaltes in Taiwan Chinese New Year (CNY) miterleben. Das chinesische Neujahrsfest in einem asiatischen Land zu verbringen, gilt als Fixpunkt auf der Bucket List eines Weltreisenden. Wir sollten dieses Erlebnis also im Februar 2019 abhaken können.

Time for a change

Nach sechs Wochen auf den Philippinen waren wir bereit für ein neues Land, eine neue Kultur, ein anderes Klima. All das sollte uns in Taiwan erwarten. Von der schwül-heißen Insel Palawan in kurzen Hosen wechselten wir zu Daunenjacke und Mütze in Taipei bei Nebel und Wind. Der Kontrast hätte nicht größer sein können!

Auch wenn uns einiges an China erinnerte, so war doch vieles komplett anders: die Taiwanesen sprachen viel besseres Englisch und begegnen Touristen viel freundlicher und offener, als wir es in China erlebten. „Welcome to Taiwan!“ wurden wir allerorts begrüßt und mit einem Lächeln herzlich willkommen geheißen.

Taipei – keine schöne, aber sehr sympathische Hauptstadt

Hier begann unsere Zeit in Taiwan. Hier endete sie auch wieder. Insgesamt verbrachten wir acht Tage in der Hauptstadt und tauchten in das Großstadtleben ein, fühlten uns mit der Zeit richtig heimisch in der Stadt. Wieder einmal hatten wir ein perfektes Timing. Größer hätte der Zufall nicht sein können: am ersten Abend bekamen wir einen Anruf von Kai, einem taiwanesischen Freund von Grüni, der in Wien lebt. Zufällig sei er am nächsten Tag in Taipei auf Familienbesuch, bevor er wieder nach Wien zurückfliegen würde. Ob wir denn nun schon in Taiwan seien, fragte er. Ja, waren wir! So wanderten wir mit ihm am nächsten Morgen auf den „Elephant Mountain“, den Hausberg von Taipei mit tollem Blick auf den Taipei 101, der ehemals das höchste Gebäude der Welt war.

Erdbebensicher gebaut! Das ist hier tatsächlich essentiell, schließlich bebt die Erde in Taiwan laut einer Statistik 18.000 mal, wovon ca 1.047 Erdbeben effektiv spürbar sind. Und auch wir wurden in unserer vorletzten Nacht in Taiwan aus dem Schlaf gebeutelt (in einem Apartment hoch oben, im 6. Stock!), als die Erde mit 5.7 auf der Richterskala heftig bebte. „Los, rennen wir schnell hinunter auf die Straße“ war meine panische Reaktion. Um uns herum blieb hingegen in den anderen Wohnungen alles still. Die Bewohner hier sind dieses Wackeln wirklich gewohnt…

Tolle Aussicht auf das Wahrzeichen der Stadt, den Taipei 101
Blick auf den Taipei 101 vom Elephant Mountain
Ausblick vom Elephant Mountain auf den Taipei 101 bei Nebel
… gleicher Blick bei Nebel
Auf Entdeckungstour durch Taipei

In den zweieinhalb Wochen in Taiwan tauchten wir ein in eine Welt voller „weird, funny and strange things and habits“.

UNSERE BEST 4 “EINZIGARTIGKEITEN UND EIGENHEITEN” AUS TAIWAN

CHINESE NEW YEAR 2019

Ein Land im Ausnahmezustand! Die „Warnungen“ an uns im Voraus von Einheimischen, dass es schwierig sein könnte, zu CNY herumzureisen, erlebten wir wahrhaftig. Und doch hatten wir Glück und würden es wieder so machen. Um unsere kurzfristig geplante Route einmal um die Insel antreten zu können, ergatterten wir gerade noch rechtzeitig die letzten Bus- und Zugtickets. Wir empfanden den Reisekomfort in Transportmitteln aller Art als sehr angenehm. Auch die Unterkünfte wiesen auf CNY hin: teure Preise und 95% „fully booked“ auf booking.com. Irre! Trotzdem mussten wir nicht auf der Straße schlafen oder zu tief in die Tasche greifen… In nachhaltiger Erinnerung ist uns das Städtchen Hualien, wo wir in einem modernen Hostel übernachteten, deren Schlafsääle mit Doppelbetten ausgestattet waren. Für ein bisschen Privatsphäre gab es auch einen Vorhang! Zudem teilten wir uns das Zimmer mit einem alleinreisenden Vater und seinen zwei süßen kleinen Jungs.

Eine Familie als Zimmernachbarn im Hostel von Hualien
It’s Family Time im Hostel von Hualien

Chinese New Year war ein wahres Erlebnis, es war der Beginn des Jahres des Erd-Schweins! Während es an den Tagen vor CNY in jeder Stadt viele Märkte gab und sich die Einheimischen mit Obstkörben und Unmengen an Süßigkeiten eindeckten, so war es an dem Abend von CNY (was in etwas unserem Silvesterabend gleicht) wie ausgestorben auf den Straßen. Zumindest in Taitung, einer Stadt an der Ostküste des Landes, unserem aktuellen Aufenthaltsort. Der Abend gehört der Family, es gibt ein großes Abendessen, laute Silvesterkracher und die Kinder bekommen viel Bargeld in einem roten Umschlag geschenkt. Das soll Glück und Wohlstand im neuen Jahr bringen…

Buntes Markttreiben für Chinese New Year in Hualien
Buntes Treiben am Markt für Chinese New Year

Hunderte Taiwanesen beobachten die Lichtershow auf den Straßen von Taipei
Eine Nation in Bewegung – es ist CNY!
Neujahrsstimmung in Taiwan
Rot – die Farbe für Festlichkeiten & Wohlstand

STINKY TOFU, PINEAPPLE CAKE & BUBBLE TEA

Essen wird groß geschrieben in Taiwan und das Land auch oft als „food heaven“ bezeichnet. Naja, Geschmäcker sind verschieden, würde ich sagen… Aber, so viel steht fest: es ist für jede Preisklasse etwas dabei! Von günstigen Streetfood-Snacks am Nightmarket über billige, authentische Nudelrestaurants bis hin zu sehr exklusiven Feinschmeckertempeln bietet das Land alles. Nur kein gutes Schwarzbrot 🙂 Auch als Vegetarier ist die Auswahl groß, vor allem die sogenannten „Canteens“ hatten es uns angetan. Hier nimmt man sich vom Buffet und zahlt nach Gewicht – so weiß man zumindest, was man bekommt und gibt es keine bösen Überraschungen im Nachhinein… Nur eines ist klar: Tofu sollte man besser mögen! Hier wird er in allen möglichen Variationen gegessen und besonders der stinky tofu ist ein Nationalgericht. Der Geruch war schon von weitem sehr penetrant und gehörte definitiv nicht zu unseren Lieblingsgerüchen…

Eine andere nationale Delikatesse ist „Pineapple Cake“. Es gibt zig unterschiedliche Firmen, süße und weniger süße Versionen von diesen kleinen Küchlein. Ich habe sie alle probiert, während ich mich in den unzähligen Food Malls an den free samplings durchgekostet habe. Dies war meine Art, viele, zum Teil auch sehr absonderliche Besonderheiten, zu probieren (denn ausprobieren wollte ich sie alle), ohne gleich eine ganze Portion bestellen zu müssen. Typisch Julia eben …

Während sich der Hype rund um „Bubble Tea“ in Wien vor einigen Jahren nicht lange halten konnte, sind hier, in der Heimat vom Blubber-Tee, alle ganz verrückt danach. Es gibt ihn in allen denkbaren Variationen und er ist das Accessoire schlechthin auf der Straße.

Streetfood als Abendessen auf den Straßen von Taipei
Am Nightmarket von Taipei mit Ella – und stinky tofu

Andere Länder, andere Sitten: Schweineohren als Spezialität
Na, wie wäre es mit Schweinsohren zum Abendessen?

DIE SCHWEIZ VON ASIEN

Taiwan gehört zu den kleinsten Ländern Asiens und zählt doch zu den bevölkerungsdichtesten Ländern der ganzen Welt! Größenmäßig ist es sogar noch kleiner als die Schweiz. Und doch hat Taiwan einiges mit der Schweiz gemeinsam. Die Beziehung zwischen der EU und der Schweiz wird manchmal mit jener zwischen der Volksrepublik China und Taiwan verglichen. Auch das Verhalten der Taiwanesen erinnerte uns sehr an die Eidgenossen! Taiwanesen hegen eine Vorliebe für finanzielle Genauigkeit. Hier wird nicht auf- oder abgerundet, hier ist man exakt. Und pünktlich. Taiwanesen lieben es, sich brav in der Schlange anzustellen ohne zu murren oder sich vorzudrängen. Sie sind geduldig, anständig und sehr korrekt.

Sauberkeit wird groß geschrieben. Auf den Straßen findet sich kaum ein Mülleimer. Stattdessen schleppt man alles brav nach Hause und trennt den Müll akribisch. Wenn die Müllabfuhr alle paar Tage die Gegend abklappert und mit der Melodie „Für Elise“ von Beethoven ihr Eintreffen ankündigt, feiert man wahrhaftig eine „garbage truck party“. Die Bewohner werfen hier all ihren Müll eigenhändig in die entsprechenden Behälter und zelebrieren ein schönes Ritual in der Nachbarschaft! Beim Müll kommen die Leut‘ zam, oder so ähnlich …

Eigene Wege gehen im Taroko National Park
Taiwanesen lieben Regeln und Grenzen; gewisse Österreicher weniger

LIVING LIKE LOCALS

Authentischer hätte der Beginn unseres Aufenthaltes in Taipei kaum sein können – dank unserer Couchsurfing-Gastgeberin Ella. Sie teilte für vier Nächte ihr wirklich “little, but cozy apartment“ mit uns, was romantischer klingt, als es war. Ich durfte bei ihr im Doppelbett schlafen und Grüni lag zu unseren Füßen am Boden. Ella war das beste Beispiel, dass nicht alle Taiwanesen „chicken feet & pig ears“ essen, sondern ließ uns an ihrem veganen, zero waste Lifestyle teilhaben. Ich gebe ihr recht:

„There is actually not a lot you need to be happy”  

Nach vier Monaten auf Reise durch Asien saßen wir in Taipei erstmals wieder auf einem Fahrrad und liebten es, mit dem Stadträdern durch die Stadt zu flitzen.

Nach unserer Umrundung von Taiwan per Zug und Bus kehrten wir noch einmal für vier Nächte in Ellas kleine Wohnung zurück. Wie großherzig von ihr, zumal sie „out of town“ war und wir ihre vier Wände für uns hatten. Mittlerweile fühlten wir uns heimisch in der Nachbarschaft, kannten die Marktfrauen, Restaurantbesitzer und Nachbarn. Wenn es auch das Wetter an jenen Tagen nicht so gut mit uns meinte. Es regnete viel und erinnerte an „Berlin im November“. Gesteigertes Heimatgefühl, sozusagen.

Radausflug um den See in Taitung
Zwei Weltenbummler im Radlerparadies Taiwan

Yogastunde im Park mit local friends
Private Yoga Class im Park von Taipei
Stiegenhaus in Taipei mit Schimmel an den Wändern
Das Stiegenhaus zu unserem Appartment in Taipei

Frühstückssuppe in Taiwan
Saure Sojasuppe als typisches taiwanesisches Frühstück

Dann hieß es, Abschied von Taiwan zu nehmen. 17 Tage Entdeckungsreise durch Land Nr. 8 in Asien gingen zu Ende und wir zogen um einige Eindrücke reicher, sowie um ein Lebensjahr (und neues Jahrzehnt) älter weiter… byebye Taiwan!

Hier noch einige Impressionen aus diesem so vielfältigen Land: Vom großstädtischen Taipei, zum Taroko Nationalpark mit Schluchten und schönen Wanderungen bis zum Strand und Meer im Süden des Landes.

Blau, blauer, Wasser im Taroko National Park
Wunderbare Natur im Taroko National Park
Kristallklares Wasser im Fluss durch den Taroko National Park
So frisch, so rein, so Natur pur!
Steinformationen im Taroko National Park, Taiwan
Endlich wieder Felsen zum Klettern!

Besuch des weitläufigen Buddha Museums in Taiwan
Beeindruckendes Buddha Museum zu den Feierlichkeiten an Chinese New Year

Streetlife in Taitung mit den zwei Weltenbummlern
Buntes Streetlife in Taitung

Bunte Lampione in einem Tempel in Taiwan
… auch das ist Taiwan

Geburtstag bei Sonnenschein am Pier 2 in Koahsiung
30 – Kaohsiung freut sich mit mir
30. Geburtstag in Kaohsiung_happy face
Turning 30 in Kaohsiung …

30. Geburtstag in Kaohsiung_doubtful face
… noch wirkt die Zahl etwas befremdlich

Frühlingsduft und Blumen in Taipei
Der Frühlingsduft ist in Taiwan angekommen… und riecht so gut!

Walking the roads of Taitung, Taiwan
… keep on walking – bereits mehr als 4 Monate sind wir unterwegs


1 Kommentar
  • Anna sagt:

    Liebe Julia, freue mich immer so sehr über deine spannenden Reiseberichte und wunderschönen Bilder aus der weiten Welt
    Alles alles Liebe zum Geburtstag 💐💝

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